Herstellung

Herstellung

Mit Olivenöl lässt sich nur gut kochen, es ist auch ein Hauptbestandteil grüner Seife. Verkocht man das Öl bei 100 Grad mit Natronlauge, entsteht hochwertige Seifenrohmasse. Daraus wird mit Hilfe von Salz das Endprodukt, Olivenöl-Seife, herausgelöst.

Die Herstellung der Seife aus Marseille dauert zwei bis drei Wochen. Für diesen komplexen Vorgang sind verschiedene Etappen zu absolvieren, die einzig und allein der Seifenmeister beherrscht. Traditionell wird die Seife von Marseille im Kupferkessel hergestellt. Durch ihren extrem hohen Anteil an pflanzlichen Ölen (mind. 72%) ist sie besonders pflegend und sanft zur Haut. Die Seife ist natürlich rein und enthält weder Farbstoffe noch tierische Fette und Tenside.

Echte Seife aus Marseille ist entweder hell-strohgelb (Palm- und Kokosöl) oder grün (Oliven- und Kokosöl) und enthält nach traditioneller Herstellungsweise kein Parfum.

1. Etappe: Das Mischen
Die pflanzlichen Öle werden in einem großen Kessel vermischt. Beim Kochprozess und unter Zugabe von Natron, Alkali und Meersalz entsteht aus den Ölen nach und nach eine Seifenrohmasse. Diese chemische Reaktion, die bis zu acht Stunden dauern kann, nennt man “Saponification” oder auch “Empâtage”.
Aus pflanzlichen Ölen (wie z.B. Palmöl oder Kokosöl) wird eine weiße Seifenrohmasse gewonnen, aus Olivenöl hingegen eine grünliche Seifenmasse.

2. Etappe: Das Waschen
Im nächsten Schritt wird die Seifenrohmasse mehrmals in Salzwasser gewaschen, um auf diese Weise das noch verbliebene Natron heraus zu lösen.

3. Etappe: Der Kochprozess
Die Seifenmasse wird nun in den kommenden zehn Tagen bei einer Temperatur von 100 Grad Celsius gekocht. Der Kessel wird in der früh angeheizt und abends abgeschaltet. Bei diesem Vorgang wird vom Seifenmeister regelmäßig das herausgelöste Alkali abgeschöpft. Zum Schluss wird die Seifenmasse mit Salzwasser bespritzt, nachdem alle Unreinheiten beseitigt worden sind. Während dieses Prozesses muss der Seifenmeister ständig ein Auge auf die Kessel werfen, denn die Seifenmasse kann stets überkochen. Daher wird die Masse regelmäßig mit einem langen Ruder umgerührt. Um zu prüfen, ob die Seifenmasse fertig ist, muss sie der Seifenmeister – wie ein Koch – probieren. Wenn die Masse süßlich schmeckt, ist sie fertig für den nächsten Schritt. Falls dies nicht der Fall ist, muss sie Masse erneut gewaschen werden. Zum Schluss wird er Kupferkessel abgedeckt, so dass sich die Masse in den folgenden 36 Stunden setzen kann.

4. Etappe: Die “Liquidation”
Bei diesem Vorgang sind mehrere Waschvorgänge mit reinem Wasser nötig, um eventuell noch verbliebene Rückstände zu entfernen. Nun hat sich die Seife das Prädikat “Extra pur” verdient. Die Seife ist durch diese Prozedur flüssiger geworden und wird nun zwei Tage in Ruhe gelassen.

5. Etappe: Das Abgießen
Bei diesem Schritt wird die noch heiße Seifenmasse (50-70 Grad) durch hölzerne Kanäle in riesige Becken abgegossen. Das Ganze erinnert stark an einen Lavastrom, der langsam und zäh abfließt. Hierbei wird geprüft, ob die Masse eine dichte Einheit bildet. Mit Hilfe eines weiteren Filtersystems werden letzte Unreinheiten getrennt. Wenn das Becken gefüllt ist, wird die Seifenmasse mit Hilfe eines überdimensionalen Spachtels geglättet.

6. Etappe: Das Trocknen
Die Masse kühlt nun langsam ab und trocknet während den zwei folgenden Tagen an der Luft aus. An Tagen, an denen der Mistral weht, werden die Nordfenster der Seifenfabrik geöffnet, da der Wind den Trocknungsprozess vorantreibt.

7. Etappe: Das Schneiden
Sobald die Seifenmasse getrocknet ist, wird sie in 35kg schwere Barren zerteilt. Diese gleich großen Stücke werden anschließende auf Holzbretter gelegt und zu einer weiteren Schneidemaschine gebracht. Mit Hilfe eines Drahtes werden die Barren nun in kleinere Würfel oder Rechtecke geschnitten. Meist sind es Stücke von 1kg, 600g, 400g oder 300g.

8. Etappe: Das Trocknen auf dem Gitterrost
Die soeben geschnittenen Stücke werden auf Lücke auf einen Gitterrost gelegt und vom Mistralwind getrocknet. Falls gerade kein Mistral weht, wird der Trocknungsprozess in einer Art “Brutkasten” künstlich herbeigeführt. Dieser Vorgang dauert rund 10-15 Tage. Sobald sich nun eine Kruste an der Oberfläche gebildet hat, kann als letzter Schritt der Stempel aufgedrückt werden.

9. Etappe: Der Stempelaufdruck
Der letzte Schritt besteht aus dem Aufdruck des Firmenstempels auf die Seife. Bei den kleineren, rechteckigen Seifen geschieht dies per Hand. Bei den Würfeln hingegen werden hundert Jahre alte Pressen verwendet. Auf den sechs Seiten wird von nun an der traditionelle Aufdruck “Savon de Marseille”, das Gewicht und der Name des Herstellers zu lesen sein.

Allein das Wissen über die Zutaten und die Kenntnisse über die einzelnen Arbeitsschritte genügt noch nicht, um eine echte Seife aus Marseille herzustellen. Nur durch das Herstellungsgeheimnis, das von Generation zu Generation weitervererbt wurde, garantiert den Erfolg der Seifenproduktion.

Wie und wo findet man echte Savon de Marseille ?

Trotz seiner historisch definierten und sehr spezifischen Herstellungsweise ist die Seife aus Marseille nicht ein Produkt mit geschützter geografischer Angabe. Das bedeutet, dass es Seifen gibt, die nicht aus Marseille oder Umgebung kommen, aber trotzdem die Aufschrift « Savon de Marseille » tragen. Diese Seifen sind häufig schlechte Kopien welche der hohen Qualität des Originals nicht nachkommen.

Im Jahre 2016 haben daher die vier letzten aktiven Seifenmanufakturen (Savonneries) das Label « Savon de Marseille traditionnel garanti » gegründet.

Die vier noch heute aktiven Savonneries in der Region von Marseille sind :

  1. Fer à Cheval 
  2. Le Sérail
  3. Savonnerie du Midi
  4. Marius Fabre